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Ergebnisse der Verkehrszählung

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Ergebnisse der Verkehrszählung

27. Januar 2009

Die morgendliche Rückstaus in Altwiesloch – an Schulwerktagen – haben sich deutlich verringert. Das ist das Hauptergebnis der move-Verkehrszählungen.

Ergebnisse der move-Verkehrszählungen und Vergleich Dez07 zu Dez08

Ausgangspunkt des ganzen Projekts move war bekanntlich die Engpasssituation im Ortsteil Altwiesloch. Dazu war folgendes Ziel formuliert worden:

move – Ziele für 2008, Ziel 1

Die Ergebnisse (Vergleich Dez. 2007/Dez. 2008)

1) Das Profil der Mobilitätsarten und seine Entwicklung
verkehrszahlung-in-altwiesloch

Es zeigt sich zunächst eine leichte Abnahme der Gesamtzahl der Verkehrsteilnehmer von 3602 auf 3485 Personen (ca. – 3%). Und es zeigt sich des weiteren ein überraschend großer Rückgang des „Alleinfahreranteils“. Es ist erkennbar, dass es bei den Bus- und Radfahrern, auch den Fußgängern, in kleinem Maße auch bei den Fahrgemeinschaften bzw. Bringdiensten Anstiege gibt. Allein mit dieser Grafik kann konstatiert werden, dass das Ziel erreicht ist, die Zahl der PKW zu reduzieren, die im morgendlichen Zeitfenster an Schulwerktagen durch Altwiesloch fahren. Über die Anteile einzelner Ursachen werden in der Folge noch Aussagen gemacht.

2) Die Entwicklung der Rückstaulängen

Der Vergleich der Rückstaulängen bringt ein frappantes Ergebnis:

entwicklung-der-ruckstaulangen-baiertaler-strase

Das ist in der Dielheimer Straße (die an der Einmündung bevorrechtigt ist), noch eklatanter:

entwicklung-der-ruckstaulangen-dielheimer-strase

Damit ist festzuhalten: Im Projektzeitraum hat eine erstaunliche Verbesserung der Altwieslocher Verkehrssituation – am frühen Morgen, an Schulwerktagen – stattgefunden. Wie schon gesagt: Über die Ursachen, und über den Anteil der move-Initiativen und –Bausteine an diesen Ursachen, besteht damit noch keine Klarheit.
Um zunächst auszuschließen, dass es sich hier um Sondereffekte handelt, wurden in den kommenden Tagen und Wochen weitere Untersuchungen, jeweils nur der leicht zu ermittelnden Rückstaulängen, vorgenommen. So war zu ermitteln, ob nicht doch noch ein wachsender Anteil von „Rückkehrern“ (nach Schließung der Baustelle) die Situation wieder verschlechtern würde. Eine defekte Ampel an einer Kreuzung westlich des Nadelöhrs wurde für die gute Situation verantwortlich gemacht. Betriebsferien bei SAP und HDM (die erst eine Woche später begannen), die Wirtschaftskrise überhaupt mussten in Rechnung gestellt werden. Da über die Weihnachtszeit und in den Schulferien keine Beobachtungen sinnvoll waren, wurden die mittleren Januartage herangezogen. Die Ergebnisse waren aber im Wesentlichen ähnlich, wenn auch in einer gehörigen Schwankungsbreite:

zur-kontrolle-bai-str

zur-kontrolle-die-str

es kann somit konstatiert werden, dass das Ziel, eine „erhebliche messbare Verringerung der Länge und Dauer des morgendlichen Rückstaus an Schulwerktagen“ herbeizuführen, absolut gelungen ist. Das würde auch durch sicher immer wieder vorkommende „Ausreißer“ nicht in Frage gestellt.

3) Die Besetzungsgrade und ihre Entwicklung

Obwohl in Richtung „“Insassenzahl steigern“ seitens des Verkehrsprojekts move sicher die meisten Anstrengungen gemacht wurden, muß festgestellt werden, dass das angestrebte Ziel, hier eine 10%ige Steigerung herbeizuführen, nicht erreicht wurde. Der Wert ist, beide Straßen zusammen genommen, von 1,25 auf 1,28 gestiegen. In den Zeitfenstern von 6.30 Uhr bis 7.15 Uhr und von 7.45 Uhr bis 8.30 Uhr sind die Änderungen uneinheitlich und tragen letztlich nichts zum genannten Anstieg bei. Spannend sind jedoch die Ergebnisse in der mittleren halben Stunde:

besetzungsgrade-in-der-kritischen-halben-stunde

Das Ergebnis ist zunächst auch deshalb verblüffend, weil ja die „Dielheimer Achse“ mehr oder weniger das „Problemkind“ von move war: wenig Resonanz, zu wenig Registrierungen etc.

Nachdem die Verbesserung aber ausschließlich im Zeitraum des Schülerverkehrs lag, konnte relativ schnell eine plausible Erklärung gefunden werden.
Zum einen waren schon die Ausgangswerte bei der ersten Zählung höher: Die Erklärung liegt in einer relativ häufigen Kombination von Radfahren und Elternbringdiensten bei schlechtem Wetter (statt MAXX-Ticket). Das Radfahren ist auf dieser Strecke angenehmer, es liegen keine Steigungen vor. Das ist auf der anderen Achse völlig anders: Schon innerhalb von Baiertal gibt es einen steilen Buckel; auf dem Rückweg ist zudem der lange Anstieg von Altwiesloch nach Baiertal zu bewältigen. Ein Streckenprofil, dass auch vielen Erwachsenen zu schaffen macht.
Das MAXX-Ticket, ein Jahresticket, lohnt sich aber nur, wenn man häufig Bus fährt. Die Kombination von Rad und Elternbringdienst hat daher ihre plausible Seite.
Zu vermuten ist auch, dass die Unzufriedenheit mit der Schulbusbeförderung in Dielheim noch größer ist, auch das könnte zu dem Verhaltensmuster beitragen. Ein engagierter Elternbeirat schätzt zudem als wichtig ein, dass es unter den Dielheimer Eltern eine sehr gute Vernetzung gibt („man kennt sich“), die die Fahrgemeinschaftsbildung bzw. Absprachen erleichterte.
Dass die expliziten move-Maßnahmen noch nicht gegriffen haben, ergibt sich aus den Teilnehmerzahlen von Zusteiger-Mitnahme und MIFAZ. Der „kulturelle Grundgedanke“ mag umso eher seinen Einfluß gehabt haben, auch wenn das im Einzelnen schwer zu überprüfen ist.

Die Konsequenz ist klar: Überall, wo es sich von den sozialen Beziehungen und Interessenkonstellationen her anbietet, sollte der Gedanke an Fahrgemeinschaften bzw. gemeinschaftliche Autonutzung besonders ins Spiel gebracht werden. Es könnte vor allem auch sein, dass Menschen, für die die move-Maßnahmen doch eher fremd und schwer akzeptabel sind, dann umso offener sind, ihnen gemäße Lösungen im sozialen Nahfeld zu unterstützen bzw. zu realisieren, wenn in der Öffentlichkeit diese Überlegungen und Ansätze vorgestellt werden – wie es bei move geschah

4) Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Verkehrszählungen und Überlegungen zu den Ursachen der Entwicklungen

Es ist vorab in Erinnerung zu rufen, dass es sich jeweils nur um die Werte des morgendlichen Ost-West-Verkehrs an Schulwerktagen handelt. Beim hohen Anteil des Busverkehrs ist zu bedenken, dass etwa zwei Drittel auf Schulbustransport zurückzuführen ist.

• Bei kaum gesunkener Verkehrsteilnehmerzahl ( minus 3%) konnte der Verkehr deutlich reduziert werden (Alleinfahreranteil minus 17%, Gesamtzahl der Fahrzeuge minus 12,5 %)
• Der Radverkehr hat um ca. 25% (von 103 auf 129 Personen), der Busverkehr um etwa 13 % (von 841 auf 947 Personen) zugenommen.
• Busfahrer-, Radfahrer- Fußgänger- und Fahrgemeinschaftsanteile (= „Umweltverbund“) sind insgesamt deutlich erhöht (von ca. 53 auf 57 %). Dabei ist der Anteil des Linienbusses 702 nach der Einführung des zeitweisen Halbstundentakts der deutlichste Einzelfaktor.
• Der PKW-Besetzungsgrad ist im wesentlichen konstant, aber auf der Dielheimer Straße in der mittleren halben Stunde (7.15 Uhr bis 7.45 Uhr) deutlich erhöht. Auch auf der Baiertaler Straße findet sich im genannten Zeitfenster eine Erhöhung, die allerdings weniger ausgeprägt ist, als auf der anderen Route. Dafür sind mit großer Wahrscheinlichkeit besser abgestimmte Schülertransporte in Privat-PKWs verantwortlich.
• Der LKW-Anteil ist um ein Drittel zurückgegangen.
• Die Rückstaulängen und –Zeiten sind um ca. 60-90% reduziert.

Ein Kommentar zum Rückgang der Fahrzeugzahl:
Für die um ca. 12,5 % sinkende Gesamtzahl der Fahrzeuge sind „die Dielheimer“ bzw. alle, die aus dieser Richtung kommen, hauptverantwortlich: Ihr Anteil sank um rund 20%. Aus der „Baiertaler Richtung“ ist allerdings auch eine sinkende Fahrzeugzahl – um ca. 8% – zu vermelden. Möglicherweise spielt hier eine Rolle, dass die Ausweichmöglichkeiten über Rauenberg für „die Dielheimer“ bzw. aus dem entsprechenden Hinterland kommenden Verkehrsteilnehmer deutlich günstiger sind.

Die Ursachen für den Rückgang des Alleinfahreranteils können grob folgendermaßen gewichtet werden:

gewichtung-von-ursachen

Auch wenn der eigentliche move-Beitrag nicht leicht zu gewichten ist: Es scheint tatsächlich ansatzweise gelungen, „Mobilität zu bewahren und Verkehr zu sparen“.



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