Die Ergebnisse einer Autofahrerdirektbefragung, die move im April durchführte, liegen jetzt vor. Wichtigstes Ergebnis: die „Mitnahmebereitschaft“ der befragten Autofahrer ist relativ hoch. Die kompletten Ergebnisse finden Sie hier:
Auswertung der Autofahrerbefragungen bzw. Telefoninterviews vom April 2008
VORBEMERKUNG UND ZUSAMMENFASSUNG
Von 166 Autofahrern wurden u.a. einige Daten erfragt, die Ausgangs- und Zielorte betreffen. Die ausführliche Darstellung findet sich unter Punkt 1.
Die meisten Befragten stellten ihre Telefonnummer für ein zusätzliches ausführlicheres Gespräch zur Verfügung. Die Ergebnisse aus 65 tatsächlichen Telefoninterviews finden sich unter Punkt 2.
Die beiden wichtigsten Ergebnisse in Stichworten:
• Nur ca. die Hälfte der hier Befragten startet und „landet“ in der move-Region. Ein gutes Drittel hat Ausgangs- oder Zielort außerhalb der Region, für ca. 10% handelt es sich um eine komplette Durchfahrt. Da das untersuchte Zeitfenster zudem viel Schulverkehr aufweist, könnten diese letzteren Werte zu anderen Zeiten sogar noch höher liegen.
• Die „Mitnahmebereitschaft“ der interviewten Autofahrer ist relativ hoch (etwa die Hälfte der Befragten)
1. Quellen und Ziele
Die Befragungen am Fahrzeug fanden am Donnerstag, dem 3. April 2008 zwischen 7:15 und 7:45 Uhr (Zeit mit dem höchsten Rückstau) direkt vor Ort statt. Unter polizeilicher Kontrolle wurden an den beiden östlichen Ortseingängen Altwiesloch 166 Fahrzeuginsassen befragt.
Teilweise sind die Kategorien nicht einheitlich verwendet („Wiesloch“ oder „Wiesloch-Mitte“ bspw.) und entsprechende Schlussfolgerungen im Einzelfall zwangsläufig fehlerbehaftet. Ohnedies kann die Auswertung nur Anhaltspunkte geben, da ja nur ein Bruchteil der durchfahrenden Fahrzeuge angehalten werden konnte. Der Befragungszeitraum bildet den Anteil der Schüler, Elternbringdienste bzw. Lehrer auf dem Weg zum Schulzentrum Wiesloch in einem viel höheren Maß als zu anderen Zeiten ab.
1.1 Baiertaler Straße, Quellen
Die Quellorte der 70 Fahrzeuge (Anzahl in Klammern),die die Baiertaler Straße passierten, waren:
Baiertal (34), Schatthausen (8), Neckargemünd (10), Bammental (3), Gauangelloch (3), Mauer (3), Eschelbronn (1), Wiesenbach (1), Epfenbach (1), Horrenberg (3), Balzfeld (2), Rotenberg (1)
Von den 70 direkt vor Ort befragten Autofahrern kommen 48, also rund 70 % aus der „move-Region“, also hier v.a. Baiertal und Schatthausen. Immerhin 22 Fahrerinnen und Fahrer, also ca. 30 % unserer Befragten der Baiertaler Straße, kommen aus dem weiteren Hinterland. Das heißt sie kommen z.B. fürs Umsteigen auf Rad und Bus von vorneherein kaum in Frage, wenn man von der vorläufigen Utopie zu schaffender P+R-, B+R-, P+M-Parkplätze absieht. Bei Strategien zur Fahrgemeinschafts-Förderung muß das langfristig berücksichtigt werden (Öffentlichkeitsarbeit in den entsprechenden Gemeinden).
1.2 Baiertaler Straße, Ziele
19 x Wiesloch bzw. Wiesloch-Mitte
8 x Wiesloch-Schulzentrum
13 x Industriegebiet Wiesloch-Walldorf
2 x Industriegebiet Wiesloch-Walldorf (SAP)
2 x Bahnhofsregion (inkl. Landratsamt)
5 x Wiesloch-Psychiatrisches Zentrum (PZN)
2 x Walldorf
2 x Mannheim
2 x Schwetzingen
5 x St. Leon-Rot
je 1x Altwiesloch, Frauenweiler, Leimen, Karlsruhe, Darmstadt Nussloch, Ketsch, Schriesheim, Bad Schönborn und Malsch
53 der befragten Verkehrsteilnehmer haben ihr Ziel in Wiesloch bzw. Walldorf. Die klarsten Bündelungen von den Fahrzielen her liegen bei „Industriegebiet Wiesloch-Walldorf bzw. Walldorf“, „Wiesloch“ (17), „Wiesloch-Schulzentrum“ (9) und „Psychiatrisches Zentrum Nordbaden“ (6). Möglicherweise verbergen sich hinter „Wiesloch“ auch noch einige wenige weitere Fälle von „Schulzentrum“ bzw. „PZN“
1.3 Baiertaler Straße: Quelle und Ziel in der move-Region
Nur in vier (entspricht ca. 6%) Fällen liegen Quelle und Ziel außerhalb der move-Region, zu der in diesem Fall auch Walldorf bzw. das Industriegebiet Wiesloch-Walldorf zählen soll.
Für die Busnutzung sowie den Umstieg aufs Rad bzw. lokale Fahrgemeinschaften kommen alle in Frage, die Quelle und Ziel in der move-Region haben (35 Personen). Ohne die Startorte Schatthausen und Baiertal mit Ziel Walldorf/ Industriegebiet (jeweils 4 Personen) ergibt dies 27 potentielle Umsteiger.
Hochgerechnet auf die Zahl der Autofahrer, die die Baiertaler Straße im Zeitfenster zwischen 7.15 und 7.45 Uhr passieren (ca. 300), kann jeweils von einer 4-5x höheren Zahl ausgegangen werden.
1.4 Dielheimer Straße, Quellen
Die Quellorte der 96 Fahrzeuge (Anzahl in Klammern),die die Dielheimer Straße passierten, waren:
Dielheim (50), Horrenberg (9), Balzfeld (9), Meckesheim (5), Hoffenheim (6), Spechbach (2), Zuzenhausen (2), Neidenstein (2), Eschelbach (1), Epfenbach (1), Waibstadt (1), Tairnbach (1), Gaiberg (1), Rotenberg (1), Wiesenbach (1), Eschelbronn (1), Neckargemünd (1), Sinsheim (1), nicht lesbar (1)
Von den 96 Befragten kommen über die Hälfte, nämlich 50 aus der Kerngemeinde Dielheim selbst, dazu je 9 Horrenberger und Balzfelder. Insgesamt also über 70% stammen aus der move-Region, annähernd eine ähnliche Quote wie auf dem „ Baiertaler Ast“.
1.5 Dielheimer Straße: Die Ziele
Folgende Ziele wurden genannt:
53x Wiesloch (davon 19x Schulzentrum, 3x explizit PZN, 1x explizit Bahnhof
Wiesloch-Walldorf)
14x Heidelberg
10x Nussloch
7x Industriegebiet Wiesloch-Walldorf
je 4x Schwetzingen und Leimen
2x Sandhausen mit St. Ilgen
je 1x Wiesloch-Baiertal, Neulußheim und St. Leon-Rot.
Die Ziele liegen also in über 60% der Fälle in der move-Region. Dabei fällt auf, dass die nördliche Fahrt-Richtung (Heidelberg, Nussloch, Sandhausen, Leimen, Schwetzingen etc.) häufiger angesteuert wird. (günstigere Strecke“). Demgegenüber ist das Industriegebiet Wiesloch-Walldorf nur gering vertreten, hier ist der Weg über Rauenberg i.d.R. schneller.
1.6 Dielheimer Straße: Quelle und Ziel in der move-Region
Ein etwas höherer Anteil (ca. 13 %) als in der Baiertaler Straße (dort ca. 6%) der Befragten hat weder Quelle noch Ziel in der move-Region. 45 von 96, also etwas weniger als die Hälfte, hat Quelle und Ziel in der move-Region. Hier gilt das Analoge, was unter 1.3 geschrieben wurde.
1.7 Auswertung für beide Straßen bzw. „Äste“
Nur ein kleiner Anteil des Verkehrs(ca. 10%), ist reiner Durchgangsverkehr im beobachteten Zeitfenster. Das könnte zu anderen Zeiten (z.B. 6.30 – 7.00 Uhr) etwas anders sein, da dann der Zielverkehr zum Schulzentrum Wiesloch fast ganz entfällt.
Aus beiden Richtungen hat jeweils etwa die Hälfte Quelle wie Ziel in der move-Region.
Der beträchtliche Anteil derer, die entweder Quelle oder Ziel außerhalb Wieslochs bzw. Dielheims hat, sollte in verschiedener Weise berücksichtigt werden: Gezielte Ansprache bzw. Vorstellung des Projekts in den Gemeindeblättern; dabei Betonung der MIFAZ-Möglichkeiten und der Zusteiger-Mitnahme. Gerade die ZM könnte von allen als flexibles Angebot genutzt werden, vielmehr als Mitnehmende sollten sie angesprochen werden auf ihrer Durchfahrt durch die Region.
Wenn man berücksichtigt, dass wir mit 166 Personen nur etwa ein gutes Viertel der üblichen ca. 620 Fahrzeuge bzw. Fahrer erreichten, läßt sich das Potential erkennen.
2. DIE ERGEBNISSE DER TELEFONINTERVIEWS
2.1 Dielheimer Straße
Von 96 Personen konnten 42 telefonisch ausführlicher befragt werden.
2.1.1 Zur Verkehrsmittelwahl
Natürlich wurden hier nur Autofahrer befragt, insofern kann nicht verwundern, dass 23 Personen von 42 angeben, i.d.R. alleine mit dem KFZ unterwegs zu sein, 14 nehmen andere mit (es werden 19 Mitfahrer genannt), in drei Fällen handelt es sich um „Elterntaxis“ mit 1, 2 und 4 Schülern, dazu kommen 2 Personen, die ausdrücklich nur an diesem Tag unterwegs sind. Die Insassenzahl liegt in unserer kleinen Stichprobe bei 1,6 , knapp über den Werten, die bei den move-Verkehrszählungen in der Dielheimer Straße in diesem Zeitfenster gemessen wurden.
9x wird für sich selbst oder Mitfahrer angegeben, dass man bei wärmeren Temperaturen das Rad benutze, 6x wird gelegentliche Busnutzung (meist für/von mitfahrenden Kindern) genannt, 1x „Motorrad im Sommer“.
2.1.2 Einstellungen zu den Alternativen
2.1.2.1 Bus
Hier liegen nur unvollständige Antworten vor. Teilweise verzichteten die Befrager auf die Kategorie, wenn bspw. Quelle und Ziel von vorneherein eine Busnutzung eher unplausibel machten.
Nicht überraschend, dass unter den genannten Gründen, warum der Bus nicht genutzt wird, „keine bzw. schlechte Verbindungen“ (7x), „zu langsam“ (7x) und „Überfüllung“ (3x) genannt wurden, 1x auch „Haltestelle zu weit weg“.
Immerhin in vier Fällen wurde eine Schnellbusnutzung selbst bei höherem Preis als attraktiv eingeschätzt.
in drei Fällen zeigte sich im Rahmen des Telefonats, dass der neue Halbstundentakt der Linie 702 den Autofahrern nicht bekannt war.
2.1.2.2 Taxi-Abo
Hier ist der Kontrast zwischen Gegenwart und vorgestellter Alternative am größten: Nur eine einzige Person kann sich derartiges „eventuell“ vorstellen, ansonsten: nur „Nein“s!
2.1.2.3 Fahrgemeinschaften
21 Personen können sich (gegenüber 16 ablehnenden Personen) eine Fahrgemeinschaft vorstellen, wenn die Mobilitätsgewohnheiten der Teilnehmer übereinstimmen (keine Antwort von 5 Befragten).
2.1.2.4 Mitnahmenetze
Mitnahmenetze wurden im Fragebogen so definiert: „10-15 Personen, die es anbieten, die anderen bei Bedarf mitzunehmen“, gemeint: auf einer gleichen Strecke in einem engen Zeitfenster. Obwohl auch dieses Modul, ähnlich wie das „Taxi-Abo“, noch kaum thematisiert ist, fanden sich immerhin 12 „Ja“-Antworten bei 17 „Nein“-Antworten,
2.1.2.5 Zusteiger-Mitnahme
21 Mitnahmebereite finden sich unter den 42 Antwortenden, 15 „Neins“ stehen dagegen (6x keine Antwort). Als zusteigewillig erklären sich dabei nur 7 Personen, bei 17 Ablehnenden. Immerhin 7x kommen Antworten wie „noch zu fremd“, „muß noch nachdenken“, „evtl.“,
2.2 Baiertaler Straße
Von 70 Personen konnten 23 telefonisch ausführlicher befragt werden.
2.2.1 Zur Verkehrsmittelwahl
Auch hier geben etwas mehr als die Hälfte der Befragten an, i.d.R. alleine mit dem KFZ unterwegs zu sein (14 von 23), 6 nehmen andere mit (es werden 10 Mitfahrer genannt), in zwei Fällen handelt es sich um Bringdienste (Arzt, Schule), dazu kommen 2 Personen, die ausdrücklich nur an diesem Tag unterwegs sind. Die Insassenzahl liegt bei 1,5 , auch dies knapp über den Werten, die bei den move-Verkehrszählungen in der Baiertaler Straße in diesem Zeitfenster gemessen wurden.
3x wird für sich selbst oder Mitfahrer angegeben, dass man bei wärmeren Temperaturen das Rad benutze (1x davon „fast immer“), 1x wird Busnutzung als Regelfall genannt, 2x „Motorrad im Sommer“.
2.2.2 Einstellungen zu den Alternativen
2.2.2.1 Bus
Unter den genannten Gründen, warum der Bus nicht genutzt wird, finden sich „keine bzw. schlechte Verbindungen“ (5x), (Personen aus Neckargemünd, Mauer, Gauangelloch z.B.) und je 1x „zu langsam“, „kein Anschluß bei Verspätungen“, „wenn nicht Auto, würde ich eher Rad fahren“, „Rückfahrten sind das kritische“, „arbeite zu unregelmäßig“, „zu unflexibel“, „zu umständlich“.
2.2.2.2 Taxi-Abo
Auch hier findet sich keinerlei positive Resonanz auf den move-Baustein..
2.2.2.3 Fahrgemeinschaften
3 Personen können sich (gegenüber 11 ablehnenden Personen) eine Fahrgemeinschaft vorstellen, wenn die Mobilitätsgewohnheiten der Teilnehmer übereinstimmen (keine Antwort von 9 Befragten). Das FG-Potential scheint demnach in der Baiertaler Straße geringer zu sein! (Vgl. 2.1.2.3)
2.2.2.4 Mitnahmenetze
Mitnahmenetze wurden im Fragebogen so definiert: „10-15 Personen, die es anbieten, die anderen bei Bedarf mitzunehmen“, gemeint: auf einer gleichen Strecke in einem engen Zeitfenster. Auch bei dieser Frage ergibt sich in der Baiertaler Straße ein deutlich anderes Ergebnis als in der Dielheimer Straße: Nur 2 Personen stehen der Idee hier positiv gegenüber, allerdings auch nur 5 negativ:
2.2.2.5 Zusteiger-Mitnahme
9 Mitnahmebereite finden sich unter den 23 Antwortenden, 8 „Neins“ stehen dagegen (6x keine Antwort). Als zusteigewillig erklärte sich nur eine Person. 8 lehnen hier ab. Das Modul ist auch hier „angekommen“. Wenn man zudem noch berücksichtigt, dass ja gut ein Drittel nicht in der Region Wiesloch-Dielheim wohnt, scheint die Öffentlichkeitsarbeit doch recht gut gewirkt zu haben. Eine Person äußerte übrigens, jetzt im Sommer mit dem Motorrad unterwegs zu sein, sich aber im Winter zu beteiligen.
Am Rande noch eine ehrliche Antwort von einer Person, die das System kennt, aber nicht mitwirken will: „Diesen Luxus (des Alleinfahrens) leiste ich mir!“.
2.3 Gesamtbetrachtung der Ergebnisse der Telefoninterviews
Die Telefoninterviews brachten zwar – betrachtet man die beiden Straßen getrennt – teilweise uneinheitliche Ergebnisse. Sie können auch keine Repräsentativität beanspruchen. Auch überraschen die Antworten auf die „Nicht-Nutzung“ des ÖPNV nicht wirklich .
Die durchgängige Ablehnung eines Taxi-Abo-Bausteins – auch wenn sie auf bisher unzureichende Info zurückgeführt werden kann – sollte dazu führen, dieses Element vorerst auf Eis zu legen. Es zeigt sich, dass gründliche Information, wie sie vor allem zur Zusteiger-Mitnahme stattfand und stattfindet, ihre Wirkung hat: Etwa die Hälfte der Befragten erklärt sich für mitnahmebereit. Die artikulierte Zusteigebereitschaft ist von vorneherein niedriger anzusiedeln gewesen; erst, wenn der Erfolg des Modells in der Praxis sichtbar wird, kann hier mit einer größeren, wachsenden Bereitschaft gerechnet werden.
3. SCHLUSSBETRACHTUNG
Die zwei wichtigsten Schlußfolgerungen sind wohl, dass
• auf die Gruppe derer, die östlich von Wiesloch und Dielheim wohnen, gesondert eingegangen werden sollte (Informationskampagnen) – diese Gruppe ist größer als erwartet (ca. 30 %)
• die Propagierung des Systems „Zusteiger-Mitnahme“ bereits deutliche positive Wirkungen hinterlassen hat.
Zur Förderung von Fahrgemeinschaften und Aktivierung von Mitnahmenetzen sollte dies nochmals im Rahmen von move besprochen und propagiert werden, da hier noch verstecktes Potenzial zu erkennen ist.
Ein nicht unwichtiges Nebenergebnis: Die Telefongespräche stellten selbst ein motivierendes Element dar. Ca. zehn Personen zeigten sich z.B. am move-Newsletter interessiert.
Liebe move-Interessierte,
dieses Mal gibt’s Informationen zu folgenden Themen:
Die neuen Querungshilfen im Einmündungsbereich Hauptstraße / Am Schwimmbad sollen den Radverkehr an dieser unübersichtlichen Stelle sicherer machen. Die Abbildung verdeutlicht die vorgesehene Radverkehrsführung.
Die move-Radgruppe hatte zusammen mit der Stadtverwaltung im Rahmen des Stadtradelns eingeladen.
weiterlesenLiebe move-Interessierte,
aus aktuellem Anlass schon wieder ein (kurzer) Newsletter mit folgenden Themen: