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Abschlußbericht über die Aktivitäten des Rauenberger „move“-Projekts

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Abschlußbericht über die Aktivitäten des Rauenberger „move“-Projekts

27. Januar 2011

Die Rauenberger move-Radgruppe setzt ihre Arbeit fort, der Rauenberger „move-Ableger“ wird in seinen anderen Teilen beendet: Den Abschlußbericht, den Projektleiter Wolfgang Widder dem Rauenberger Gemeinderat vortrug, finden Sie hier

1.Vorgeschichte, Rahmen
Das seit 2008 in Wiesloch und Dielheim laufende Projekt „move“ (Mobilität bewahren, Verkehr sparen) fand seitens der Stadt Rauenberg soviel Interesse, dass im Frühjahr 2009 vom Projektleiter (= Unterzeichner) eine kleine Voruntersuchung durchgeführt wurde, die dazu führte, move im Sommer 2009 auch in R. einzuführen, mit einigen ortsspezifischen Modifikationen.

2. Überblick über die Öffentlichkeitsarbeit

Ein wesentlicher Teil von move ist eine Öffentlichkeitsarbeit, die die Bevölkerung für umweltverträgliche Fortbewegungsarten interessieren soll. Dies wurde durch mehrere Stände, Banner und wöchentliche Texte in der Rauenberger Rundschau unternommen. Die Resonanz war freilich deutlich geringer, als das nach der Resonanz in der Voruntersuchungsphase erhofft werden durfte.

3. ÖPNV
Die ÖPNV-Gruppe bestand aus 3 Personen (inkl. Projektleiter). Sie traf sich etwa alle 6 Wochen, erstellte die Informationskästen für die Rundschau und Stadthomepage (Übersichtsinformationen zu einzelnen für Rauenberg relevanten Bus- und Bahn-Verbindungen, zu Freizeitzielen, zu ÖPNV-spezifischen Angeboten wie Karte ab 60 o.ä.), entwarf das Banner für die Linie 701, führte je ein Gespräch mit SWEG und BM zu Verbesserungsimpulsen und war (via Projektleiter) an der Fahrkartenautomatenschulung am Bahnhof Rot-Malsch beteiligt. Ein Verbesserungsvorschlag für die Routenführung des Busses 701 wurde im BM-Gespräch vorgetragen und soll gemeinsam mit der SWEG geprüft werden. Weiter wurde vorgeschlagen, die gut genutzte Haltestelle Märzwiesen mit einem Buswartehäuschen auszustatten.

4. Fahrrad
Die Radgruppe war von Anfang an das erfolgreichste move-Unternehmen in Rauenberg. Das lag in erster Linie an der Koordination durch Frau Martens-Aly und der relativ großen Zahl engagierter Mitglieder. Die Gruppe widmete sich u.a. konkreten Verbesserungsvorschlägen für Rauenberg und der Durchführung von Freizeit-Radtouren und nahm die Kooperation mit der Wieslocher move-Radgruppe in Angriff. Sie wird sich auch an der gegenwärtig in Planung befindlichen Ausschilderung der Radwege beteiligen. Ein gutes Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit mit dem örtlichen Handel war die Radmodenschau bei der Gewerbeausstellung. Die Radgruppe wird ihre Arbeit auch im Jahr 2011 fortsetzen.

5. Senioren
Eine Einschätzung der Voruntersuchung war, dass die Mobilitätschancen für Senioren in Rauenberg verbesserungsbedürftig sind. Das mit sechs Personen durchgeführte kleine Automatentraining am Bahnhof Rot-Malsch – es wird im Frühjahr eventuell wiederholt – sollte ein Beitrag sein, ihnen zu helfen, mit dem bestehenden ÖPNV-Angebot besser zurecht zu kommen. Darüber hinaus wurden Angebote entwickelt, die die ja auch in R. hohe Zahl vorhandener Privat-PKW einbezogen: Mitnahme zum Einkauf zu verabredeten Zeiten, um ein Beispiel zu nennen. Diese Angebote wurden letztlich leider nicht genutzt, so dass wohl davon auszugehen ist, dass sie doch nicht – oder nicht in dieser Form – von der Zielgruppe gewünscht bzw. akzeptiert werden. Es erreichte den Projektleiter auch keine Rückmeldung, die darauf hindeutete, dass dies womöglich nur an einzelnen Aspekten des Angebots liegen könnte. Sicher kann allgemein gesagt werden, es wäre einfach noch mehr und bessere Öffentlichkeitsarbeit zu machen, aber das war mit den vorhandenen Ressourcen in diesem Jahr nicht zu erreichen. Dabei ist festzustellen, dass eine engagierte Gruppe, nicht zuletzt auch der Seniorenbeauftragte der Stadt, an diesem Thema mitarbeitete.

6. Malschenberg
Ähnliches wie für die Seniorenthematik gilt für dieses Stichwort. Versuche, z.B. die Verbindung zum Bahnhof Rot-Malsch über abgesprochene Mitnahmen im Privatfahrzeug zu erleichtern, fanden kaum Resonanz. Die Gruppe, die sich um das Seniorenthema kümmerte, hatte auch dieses Ziel im Visier. Es gelang letztlich nicht, genügend Menschen zu finden, die vor Ort zum einen diese (für viele doch wohl einfach zu fremde) Form der (gemeinsamen) Fortbewegung (bzw. Nachbarschaftshilfe) selbst anboten bzw. nutzten bzw. die move-Ideen ins Gespräch der Bürger zu bringen (Multiplikatorenfunktion).

7. P+M-Parkplatz
Auch wenn dieser Platz an der Autobahn nur zum kleineren Teil von Rauenbergern genutzt wird, war er Gegenstand der move-Arbeit. Eine erste Beobachtungsphase an mehreren Wochentagen im Mai 2009 hatte ergeben, dass der Platz hoch frequentiert wird. Selbst am Abend und in der Nacht finden sich meist über 20 Fahrzeuge.

Eine Befragung im Sommer 2009 zeigte, dass etwa Hälfte der Parkenden den Platz fast täglich nutzt, die zweite Hälfte 1-3 mal die Woche oder noch seltener. Die Ziele liegen bei über 80% der Nutzer in einer Entfernung von mehr als 30 km. Bei einer Kapazität von knapp über 100 Plätzen kann von ca. 300 relativ regelmäßigen Nutzern (mindestens 1x/Woche) ausgegangen werden, viele Kurzzeitparker kommen hinzu. Es hatte sich bei der Befragung ein gewisses Interesse (von damals drei Befragten aus Wiesloch, Dielheim und Mühlhausen) ergeben, eine sichere Radaufbewahrung zu ermöglichen, um mit dem Rad zu diesem Fahrgemeinschaftstreffpunkt zu kommen. Das könnte letztlich, neben der Einsparung von Ressourcen bzw. Kohlendioxid etc., auch die Platzkapazität für die Autofahrer mit erhöhen. Immerhin 20% der Nutzer kommen aus Rauenberg, Rotenberg, Malschenberg, Dielheim und Wiesloch, weitere 30% haben einen recht kurzen Weg von 5-10 km Länge. Die von der Stadt daraufhin preisgünstig erworbenen und hergerichteten Boxen wurden leider bisher noch nicht genutzt. Erst im gerade vergangenen Dezember fand sich der erste Mieter, ein Wieslocher. Erfreulich, dass, auf Initiative der Stadt, der P+M-Platz in diesem Jahr ein gutes Stück vergrößert wurde. Keine Frage, dass die Nachfrage an dieser Stelle dem Angebot schnell folgt! Im Zusammenhang mit der Gesamtverkehrsbelastung der Region sollten Parkplätze wie dieser in ihrer verkehrsreduzierenden Wirkung nicht unterschätzt werden. Langfristig optimal wäre natürlich, sie zu richtiggehenden „Mobilpunkten“ oder Mitnahmestationen auszubauen, um etwa Gemeinschaftsverkehre ins Industriegebiet Walldorf hier starten zu können. Der anvisierte vierspurige Ausbau der L 723 entspricht im Verhältnis dazu der geläufigen Strategie, dem Autofahrer den Weg bis ins Ziel so leicht wie möglich zu machen.

8. Laufender Schulbus
Die schon 2009 gegebenen Impulse, auch den Rauenberger Binnenverkehr zu verringern, der durch die stattliche Zahl morgendlicher Elterntaxis entsteht, fanden keine Resonanz. Sollte sich das in den kommenden Jahren ändern: Sowohl durch den Landkreis als auch durch die Wieslocher Aktivisten (Schillerschule, Herr Ziehensack) kann sich Rauenberg hierzu jederzeit Unterstützung holen. Selbst wenn man nicht die „Verkehrseinsparung“ im Blick hat: Nicht zuletzt Gesundheits- und pädagogische, aber auch Sicherheits- Argumente sprechen für das Konzept. Auch in Rauenberg lassen sich bekanntlich etliche übergewichtige Kinder wie Eltern sichten, denen ein paar Hundert Kilometer jährliches Zu-Fuß-Gehen gut bekommen würde! Aber wie bei vielen anderen Themen scheint auch hier einerseits der individuelle Leidensdruck nicht stark genug zu sein, andererseits ist die gesellschaftliche Fern- bzw. Langfristwirkung des Phänomens wohl zu schwer erkennbar.

9. Firmen-Mobilität

Der Versuch einer Befragung bei einigen Rauenberger Firmen durch den Rauenberger Zivildienstleistenden – mit dem letztlichen Ziel, die Wege zum Arbeitsplatz zu verstehen und daraus ggfls. angepasste Konzepte zu entwickeln, etwa ein firmenübergreifenden Fahrgemeinschaftsnetz o.ä., scheiterte an der fehlenden Kooperation, vielleicht auch dem nicht hinreichend geförderten Problemverständnis der Unternehmen. Lediglich die Firma „Elektro-Spies“ machte hier eine rühmliche Ausnahme, hier entstand auch eine Fahrgemeinschaft.

10. Gesamteinschätzung
Die aufwendigsten move-spezifischen Aktivitäten (Stichworte: Malschenberg, Senioren, Mitnahmemodelle) waren nicht von Erfolg gekrönt, so dass eine Fortsetzung des Projekts derzeit keinen Sinn macht – das gilt zumindest für die externe Projektleitung. Ob das eine Jahr regelmäßiger ÖPNV-Informationen Früchte trägt, ist schwer abzuschätzen. Bleibt festzuhalten, dass via move-Projekt eine aktive Radgruppe entstand – ein Erfolg, der Rauenberg erhalten bleibt.

Ich danke den Ehrenamtlichen, die sich in den Gruppen engagiert haben bzw. noch engagieren!

Wolfgang Widder im Januar 2011